Kunststück der Saison — Archiv


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Hitzefrei — Sommer 2023

 

 

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Kunststück der Saison — Frühjahr 2023

 

 

Vorfrühling


Schwärze knallt an unsre Scheiben,
kohlt die grauen Stämme ein;
groß die Nacht, der Tag so klein
in dem tiefgeschnittnen Tal,
das nun fragt, wie lang wir bleiben:
scharfen Hähers Futteral.



Cornelius van Alsum


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Hibernation — Winter 2022/23

 

 

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Kunststück der Saison — Herbst 2022

 

 

Der Wechsel Menschlicher Sachen


Auf Nacht / Dunst / Schlacht / Frost / Wind / See / Hitz / Süd / Ost / West / Nord / Sonn / Feur und Plagen /
Folgt Tag / Glantz / Blutt / Schnee / Still / Land / Blitz / Wärmd / Hitz / Lust / Kält / Licht / Brand und Noth:
Auf Leid / Pein / Schmach / Angst / Krig / Ach / Kreutz / Streit / Hohn / Schmertz / Qual / Tükk / Schimpf / als Spott /
Wil Freud / Zir / Ehr / Trost / Sig / Rath / Nutz / Frid / Lohn / Schertz / Ruh / Glükk / Glimpf / stets tagen.

Der Mond / Glunst / Rauch / Gems / Fisch / Gold / Perl / Baum / Flamm / Storch / Frosch / Lamm / Ochs / und Magen
Libt Schein / Stroh / Dampf / Berg / Flutt / Glutt / Schaum / Frucht / Asch / Dach / Teich / Feld / Wiß / und Brod:
Der Schütz / Mensch / Fleiß / Müh / Kunst / Spil / Schiff / Mund / Printz / Rach / Sorg / Geitz / Treu / und GOtt /
Suchts Zil / Schlaff / Preiß / Lob / Gunst / Zank / Port / Kuß / Thron / Mord / Sarg / Geld / Hold / Danksagen

Was Gutt / stark / schwer / recht / lang / groß / Weiß / eins / ja / Lufft / Feur / hoch / weit genennt /
Pflegt Böß / schwach / leicht / krum / breit / klein / schwarz / drei / Nein / Erd / Flutt / tiff / nah / zumeiden /
Auch Mutt / lib / klug / Witz / Geist / Seel / Freund / Lust / Zir / Ruhm / Frid / Schertz / Lob muß scheiden /
Wo Furcht / Haß / Trug / Wein / Fleisch / Leib / Feind / Weh / Schmach / Angst / Streit / Schmertz / Hohn schon rennt

Alles wechselt ; alles libet ; alles scheint was zu hassen:
Wer nur disem nach wird=denken / muß di Menschen Weißheit fassen.


Quirinus Kuhlmann


Die Textversion folgt jener unter:
https://lyrikzeitung.com/2018/02/25/nim-einen-libeskuss/
Dank an Michael Gratz und die Lyrikzeitung.


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Kunststück der Saison — Sommer 2022

 

Mare monstrum


Angetraut und vereinfacht
um die Ecke gebogen
grad so entwischt
gewägt gewogen
und betrogen
ausgezogen
das Fürchten
zu lehren


Alexandra Bernhardt


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Kunststück der Saison — Frühjahr 2022

 



 


Petra Härtl, Weltflucht (Collage)




Petra Härtl wurde 1975 in München geboren und ist in Unterschleißheim aufgewachsen. In den späten 1990ern machte sie eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin und holte ihr Abitur nach. Danach hat sie in Bamberg und Kiel Mittelalterarchäologie, Vor- und Frühgeschichte, Geologie und Anthropologie studiert. Nach neun schönen Jahren an der
Ostsee ist sie 2008 nach Stuttgart umgezogen, um an und für Museen arbeiten zu können. Sie ist dort seit nunmehr 15 Jahren tätig als Kuratorin für kultur- und naturwissenschaftliche Ausstellungen im Ländle und in Bayern, arbeitet als Reiseleitung und Stadtführerin, gibt ihre Wildkräuterkenntnisse weiter und reist durch die Welt.

Kreativ ist sie seit ihrer Jugend, schreibt Kurzgeschichten und Gedichte, malt und zeichnet. Seit 2017 entstehen ihre Collagen mit phantastischen Landschaften. Hierfür nutzt sie Vorlagen und Ausschnitte aus Kalenderblättern, Zeitschriften und Reiseführern.


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Kunststück der Saison — Winter 2021


Winter in Jutland, februari 1972


De bevroren aarde versterkt
het geluid van mijn gelukzalige voeten,
die langzaam het landschap aftasten.
De hond blijft aan mijn zijde
tot hij het struikgewas herontdekt,
en als een pijl weg flitst.
Vogels die onlangs nog in koor
hun aanwezigheid bevestigden,
getuigen nu eenzaam over verlatenheid.
Alleen de wind begeleidt mijn stappen
in de licht golvende velden,
die mij dronken hebben gemaakt,
en nu winters ingehouden mijn
verlangen versterken om hier
in een verre toekomst verast te worden,
en op een winterdag één te worden
met de wind die Velling geselt.
Wanneer ik fluit, komt de hond terug,
en hij blaft bevestigend
als getuige van mijn wilsbeschikking.


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Winter in Jutland, Februar 1972


Die gefrorene Erde verstärkt
den Klang meiner seligen Schritte,
die mählich die Landschaft bemessen.
Der Hund hält sich an meiner Seite,
bis er wieder das Gesträuch entdeckt
und wie ein Pfeil davonflitzt.
Vögel, die unlängst noch einstimmig
ihre Anwesenheit bestätigten,
bezeugen jetzt die Verlassenheit.
Der Wind allein begleitet meinen Schritt
in den sanft wogenden Feldern,
die mich trunken gemacht haben
und jetzt mit winterlicher Beherrschung
mein Verlangen stärken, hier
in einer fernen Zukunft eingeäschert zu werden,
um an einem Wintertag eins zu werden
mit dem Wind, der Velling peitscht.
Wenn ich pfeife, kommt der Hund zurück
und bellt bestätigend,
bezeugt meine Willensbekundung.


Romain John van de Maele


Aus dem Niederländischen übertragen von Alexandra Bernhardt


Romain John van de Maele, geboren 1948 in Aalst, lebt als Lyriker, Essayist, Herausgeber und Übersetzer in Löwen, Belgien. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet und erscheint in belgischen, dänischen, deutschen, finnischen und niederländischen Literaturzeitschriften sowie in Form verschiedener selbständiger Publikationen. Gedichtsammlungen (unter anderen): »Dagboek van een paria (1974), »Miniaturen voor stem en hand« (1988), »Herfsttij van het verlangen« (2015) und »Schaduwspel« (2018). Essays (unter anderen): »Op het spoor van Boon« (1999) und »Cyriel Buysses plattelandswerelden« (2003).

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Kunststück der Saison — Herbst 2021

 

Nachtgesicht


Mir träumte kürzlich, und das ist gewißlich wahr, daß ich im Spiegel eines Morgens, plötzlich und abrupt, jemand gänzlich and’ren sah; ich sag es, wie es ist, verschweige nichts und rede mit Verstand: der da sich gegenüber mir im bloß gedachten Zimmer jenseits gläs’ner Grenze fand, war ganz bestimmt nicht ich, verdammt, nein, keine Chance, denn der sah gänzlich anders aus; der hatte kaum mehr Haare, tiefe Falten, Augenringe und starrte überhaupt, ich muß es sagen, aus trüben Augen schon so klaglos blöde her, daß ich nicht anders mir zu helfen wußt’, als daß ich, als luzider Träumer ganz versiert, mich aus dem Traum, in dem ich havariert, durchs schauend’ Glas hab’ flugs laviert und mich damit zur and’ren Seite brachte, wo unerhohlt und vor der Zeit zwar, doch dafür jung, schön, klug ich neu erwachte – und mein verträumtes Ich getrost belachte.

Andrea Nagy

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Kunststück der Saison — Sommer 2021

 



Franz Sedlacek, Lied in der Dämmerung (1931)

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Hibernation — Winter 2020 bis Frühling 2021

 



Carl Spitzweg, Der arme Poet (1839)


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Kunststück der Saison — Herbst 2020

 

Vorzeit und neue Zeit


Ein schmahler rauher Pfad schien sonst die Erde.
Und auf den Bergen glänzt der Himmel über ihr,
Ein Abgrund ihr zur Seite war die Hölle,
Und Pfade führten in den Himmel und zur Hölle.


Doch alles ist ganz anders jetzt geworden,
Der Himmel ist gestürzt, der Abgrund ausgefüllt,
Und mit Vernunft bedeckt, und sehr bequem zum gehen.


Des Glaubens Höhen sind nun demolieret.
Und auf der flachen Erde schreitet der Verstand,
Und misset alles aus, nach Klafter und nach Schuen.


Karoline von Günderrode


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Kunststück der Saison — Sommer 2020

 

 

Man liest, wohin man liest, nur noch ein Wort: Corona.
Nicht Lorbeer-, Dornen-, Gold- noch Lilien- können weilen –
die Kron’ der Schöpfung muss den Rang mit Viren teilen,
der Dichter dichtet aus und schont die Ärmelschoner.


Nicht Mailand, nicht Madrid und auch nicht Barcelona
gewähren Zuflucht noch. Wohin sollen wir eilen?
Wir arbeiten remote und hörn zwischen den Zeilen
das Ticken unsrer Uhr. Schlägt uns die hora nona?


Beständiger als Erz wähnten wir Geisteswerke,
doch jetzt erhält Horaz einen ganz neuen Wert:
das Zellstoffpotential der Bände wird zur Stärke,


Ovid himself tät solch Metamorphose loben.
Was bleibt, das stiften nun die Ticker unversehrt,
man liest: »Jüngstes Gericht auf unbestimmt verschoben«.


Àxel Sanjosé



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